Behindertenschneesport
Wer die Auswirkungen seiner kulinarischer Sünden über die Festtage gerne wieder loshaben möchte, der sollte den Schnee nutzen und sich sportlich betätigen. Das Angebot an Wintersportarten für Menschen mit Behinderung ist heutzutage sehr gross.
Wer die Geschwindigkeit liebt, der wird im Monoski das ideale Sportgerät finden. Auf einem Carvingski ist ein gefederter Rahmen mit einer Sitzschale angebracht. Das Gleichgewicht hält man mit kleinen Skiern am Ende von zwei kurzen Stöcken.
Dieses Sportgerät ist geeignet für Menschen mit Querschnittlähmung, Spina Bifida oder Multipler Sklerose, aber auch für Personen mit einer beidseitiger Oberschenkelamputation oder einer Cerebralparese. Wichtig für die Nutzung des Monoskis sind eine gute Rumpfstabilität, funktionierende obere Extremitäten, Greiffunktion der Hände, und Flexion der Hüft– bzw. Kniegelenke. Alles zum Thema Monoski finden Sie auf der Website der Europäischen Organisation Monoski.
Der Monoski ist offensichtlich auch das Wintersportgerät der Schweizer Paralympioniken. Der Schweizer Athletinnen und Athleten gewinnen an den Paralympics regelmässig Medaillen und sind auch im Weltcup stets vorne dabei.
Eine stabilere Variante für die Piste ist der Bi-Ski. Da dieses Gerät auf zwei Skiern steht, gleitet es stabiler, verliert dafür an Wendigkeit. Ob mit oder ohne Skistöcke, hier braucht der Wintersportler eine Begleitperson, die lenkt. Somit ist dieses Sportgerät auch für Menschen mit einer Cerebralparese, Tetraplegie, Hemiparese. Einzige Voraussetzung zum mitfahren ist die Fähigkeit, angewinkelt sitzen zu können.
Ein ähnliches Prinzip wie beim Bi-Ski wird auch für Langlauf angewendet. Hier kann man mit einem Langlaufschlitten über die Loipen gleiten. Der Sportler ist fest mit Gurten auf dem Sitz angeschnallt und kann im Falle eines Sturzes schnell wieder hochkommen. Voraussetzung für den Sport sind wie beim Monoski eine gute Rumpfstabilität und gut funktionierende obere Extremitäten.
Eine weitere Alternative für Menschen mit Gehbehinderung, denen das Monoski nicht zusagt, ist der Skibob, sagt Martina Heym, MyHandicap-Fachexpertin für Sport. Dabei sitzt man auf ein fahrradähnliches Sportgerät, an dem statt Rädern Skier befestigt sind.
Auch Menschen mit einer Unterschenkelamputation können auf zwei Skiern und dem Snowboard problemlos fahren. Wichtig ist hier, dass die Prothese mit einer Oberhülse ausgestattet ist, um die auftretenden Kräfte auch optimal auf die Ski übertragen zu können.
Liegt eine Oberschenkelamputation vor, ist das Fahren auf einem Ski mit Krückenskiern die Lösung. Die deutsche Skilehrerin Martina Heym macht das seit elf Jahren macht vor. Einsteigern empfiehlt sie, unbedingt einen Kurs mit einem Skilehrer, der ebenfalls auf Krückenskiern fährt, zu machen.
Sportlich ambitionierte und erfahrene Menschen mit Oberschenkelamputation können sich sogar auf einem Snowboard versuchen. Mit dem Langlaufschlitten, Krückenskiern und/oder der Oberhülse kann man auch wunderbare Schneetouren unternehmen
Für Menschen mit einer Sehbehinderung empfiehlt sich eine Begleitperson. Wer die paralympischen Wettkämpfe mitverfolgt, weiss wie schnell man auch ohne oder eingeschränktem Sehvermögen eine Piste runter sausen kann! Die Begleitperson lenkt den Sportler durch Zurufen der Richtung. Dies ist jedoch nur empfehlenswert auf bekannten Pisten mit wenig Verkehr.
Das Buch „skiblind“bietet eindrücklichen Einblick in die Welt eines blinden Skifahrers. Sehbehinderte Sportbegeisterte haben weiter die Möglichkeit zum Langlauf und sogar zum Biathlon – Vorbild ist da die deutsche blinde und mehrfache Paralympics-Siegerin Verena Bentele. Ein Begleitläufer gibt ihr durch Zurufe die Richtung vor und mittels eines akustischen Signals visiert Bentele mit ihrem Gewehr die Zielscheibe an.
Wer keine Lust auf Pisten und Berge hat, der kann sich vielleicht mehr für Eishockey erwärmen. Eine ganz besondere Art ist das Sledge Hockey, das bei den Paralympics zu den beliebtesten Sportarten gehörte. Mehr Informationen über diesen populären Mannschaftssport finden Sie hier.
Ebenfalls auf dem Eis wird Curling gespielt. Dieser Sport lässt sich problemlos aus dem Rollstuhl heraus spielen. Einzige besondere Anschaffung ist hier ein Stossstock, der sogenannte Stick. Dieser ist ein teleskopartiger Stiel und dient als verlängerter Arm des Spielers, der je nach Bedarf in der Länge verändert werden kann. Der wesentliche Unterschied zum „Fussgängercurling“ ist, dass das Wischen wegfällt, weshalb der Stein umso gezielter gestossen werden muss.
Es gibt noch zahlreiche weitere Angebote wie Schlittschuhfahren, Eisklettern und vieles mehr. Grundsätzlich lässt sich fast jedes Sportangebot auch mit einer Behinderung nutzen. Bei der Beschaffung des Materials und auf der Suche nach Angeboten hilft MyHandicap gerne weiter, fragen Sie uns in unserem Sportforum.