Anatomie des Löwen
Der Löwe ist nach dem Tiger die zweitgrößte
und zweitschwerste Raubkatze der Erde. Doch Größe und
Gewicht des Löwen variieren je nach Lebensraum. Kater wiegen
zwischen 190 bis 290 kg, Katzen bringen es auf ein Gewicht von 110
bis 180 kg. Die Kopf-Rumpf-Länge des Löwen beläuft
sich von 1.70 m bis 2.50 m. Die Schwanzlänge variiert zwischen
0.80 m bis 1.00 m. Die Schulterhöhe der Kater liegt um die 1.20
m, Katzen sind mit circa 0.80 m Schulterhöhe etwas kleiner.
Der Berberlöwe zählt zu der größeren,
fülligeren Unterart und wiegt teilweise 290 kg. Der Asiatische
Löwe ist die kleinste und leichteste Löwen-Unterart mit
einem Gewicht bis zu 190 kg.
Das Skelett des Löwen besteht aus 245 Knochen. Der Aufbau des Skeletts bestimmt die Statur einer Raubkatze. 7 kurze Nackenwirbel verbinden den Schädel mit der Brustwirbelsäule, die aus 13 Wirbel besteht. Die angrenzende Lendenwirbelsäule weist 7 Wirbel auf, die Kreuzwirbelsäule 3 Wirbel und der Schwanz besteht beim Löwen aus 25 Wirbel. Die Schulterblätter und Beckenknochen eines Löwen sind sehr ausgeprägt und enorm beweglich. Das Schlüsselbein hingegen ist verkümmert, wodurch die Schulterblätter nicht fest mit der Wirbelsäule verbunden sind.
Diese anatomische Besonderheit, die eine Flexibilität der Wirbelsäule ermöglicht, kommt der Raubkatze beim jagen ihrer Beute zugute. Die losen Schulterblätter rutschen beim Sprinten mehr als 15 cm vor und zurück. Diese Beweglichkeit ermöglicht der Raubkatze große Laufschritte von bis zu 6 m, während der Jagd. Besonders beim Laufen lassen sich die beweglichen Schulterblätter gut beobachten.
Obwohl ein Löwe 20 Stunden des Tages verschläft, bzw. ruht, strotz er vor muskulöser Kraft. Die Kräftigung der Muskeln vollzieht sich während der schnellen und Kraftraubenden Jagd. Vom Sprint an bis zum Tötungsbiss der Beute sind sämtliche Muskeln angespannt. Der Löwe erreicht eine Jagdgeschwindigkeit von circa 60 km/h. Seine Hinterbeine sind kräftig und muskulös.
Löwen besitzen wie alle Säugetiere
Herz, Lunge, Niere, Leber, Milz, Galle, Bauchspeicheldrüse,
Magen und Darm. Das Herz eines Löwen ist sehr leistungsstark
und wiegt zwischen 750 g bis 1000 g, je nach Alter und
Gesamtgewicht des Tieres. Ein Löwenherz schlägt 40-mal in
der Minute. Die Leber hat ein Gewicht von 1000 g bis 3000 g. Eine
Niere wiegt zwischen 160 bis 400 g. (Ryzard Piekarz 1964) Die
Länge des Darms liegt zwischen 5 bis 8 m. Das Gehirn hat ein
Gewicht von 200 g.
Der Magen des Löwen ist sehr
säurehaltig um das Fleisch zu verdauen. Ein Löwe kann mehr
als 20 kg Fleisch in einem Fraß vertilgen. Der Löwe
stillt seinen Durst mit dem Blut seines Beutetieres. Sind Löwen
sehr durstig trinken sie auch Wasser. Ein Löwe kann 20 Liter
Wasser in 10 Minuten trinken.
Die bernsteinfarbenen Augen des Löwen sitzen in großen Augenhöhlen und sind nach vorne gerichtet. Tagsüber im hellen Licht ziehen sich die Pupillen des Löwen zusammen, bleiben jedoch rund und formen sich nicht zu Schlitzen. Im Dämmerlicht hingegen vergrößern sich die runden Pupillen und füllen fast das gesamte Auge aus, wodurch die Netzhaut mehr Licht aufnimmt, welches der Sehnerv direkt an das Gehirn weiterleitet. Die Entfernung eines Beutetieres kann somit optimal lokalisiert und in ein scharfes Bild umgesetzt werden. Das Tapetum lucidum, eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, verstärkt die Sehschärfe und ist verantwortlich für das Leuchten der Katzenaugen, strahlt man diese im Dunkeln mit dem Licht einer Taschenlampe an. Da sich die Augen des Löwen den schummrigen Lichtverhältnissen gut anpassen, jagt die Raubkatze auch vornehmlich während der kühlen Dämmerung, beziehungsweise nachts, wo ihr Sehvermögen am stärksten ist.
Ob Raubkatzen farbig oder nur schwarz-weiß
sehen, liegt noch im Unklaren. Löwen haben ein Gesichtsfeld von
200 Grad.
Der
Geruchssinn des Löwen, beziehungsweise aller Raubkatzen, ist
sehr gut ausgeprägt. Nahe Gerüche nimmt der Löwe beim
Einatmen durch die Nase auf. Neugeborene Löwen mit noch
geschlossenen Augen identifizieren ihre Mutter und die Trinkzitzen
am Geruch. Entfernte Gerüche werden mittels des
Jakobson-Organs, eine mit sensorischen Gewebezellen ausgestattete
Schleimhauttasche, welche am Gaumen sitzt, bei geöffnetem Maul
über die Luft aufgenommen. Diese eigenartige Geruchsaufnahme
wird als Flehmen bezeichnet. Während sich das Maul öffnet,
kneift der Löwe die Augen leicht zusammen, wobei sich
Nasenrücken und Stirn kräuseln.
Der Kopf neigt sich leicht nach hinten, die Lippen drücken gegen das Zahnfleisch, während sich die Zungenspitze leicht über die Lippen schiebt. Das Flehmen ist besonders gut bei paarungsbereiten Löwen zu beobachten. Die Lockduftstoffe des anderen Geschlechts werden beim Einatmen zum Jakobson-Organ geleitet und können gerochen sowie auch geschmeckt werden. Dringt ein Rivale in seinen Lebensraum ein, riecht der Revierbesitzer die Markierungen des Eindringlings sehr schnell. Löwenbabys werden mit einer rosafarbenen Nase geboren, die im Laufe der Jahre in schwarz über geht.
Die
Ohren des Löwen sind aufgerichtet und rund. Der Löwe
verfügt über ein ausgezeichnetes Gehör, wobei er hohe
Töne besser wahrnimmt als tiefe Töne. Katzen haben das
beste Gehör aller Säugetiere. Muskeldurchsetzte
Ohrmuscheln ermöglichen dem Löwen seine Ohren weit zur
Seite zu drehen und jedes auch noch so leise Geräusch, wie das
Krabbeln eines Käfers auf einem Grashalm, genauestens zu orten.
Das Trommelfell leitet Geräusche über die Nerven der
Innenohrschnecke direkt ans Gehirn.
Beidseitig der Schnauze und
über den Augen sitzen lange Tasthaare, auch Schnurrhaare
genannt. Die Spitzen der Tasthaare sind mit sensiblen Nerven
ausgestattet und als Ortungshilfe. Sie verhindern, dass der Löwe
im Dunkeln gegen Hindernisse läuft.
Der Löwe hat einen kurzen Kiefer mit einer kräftigen Kiefermuskulatur, insbesondere im hinteren Kieferbereich. Das Löwengebiss besteht aus 30 Zähnen. Im Oberkiefer des Löwen sitzen 16 Zähne: 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne, 6 Vorbackenzähne und 2 Backenzähne. Im Unterkiefer hat der Löwe nur 14 Zähne: 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne, 4 Vorbackenzähne und 2 Backenzähne. Oberkiefer und Unterkiefer sind durch ein Gelenk miteinander verbunden. Die Kiefer können jedoch nicht seitlich, sondern nur auf und ab bewegt werden. Die Beißkraft eines Löwen ist siebenmal kräftiger als die von uns Menschen.
Mit den leicht nach innen gebogenen messerscharfen 6 cm langen Fangzähnen packt der Löwe seine Beute und hält diese fest. Der weiche Hals des Beutetieres rutscht dabei weit ins Löwenmaul. Dem Beutetier wird die Luftröhre abgeklemmt, sie wird ohnmächtig und erstickt. Die Schneidezähne dienen dem Löwen zum Abnagen von Fleischresten am Knochen des Beutetieres. Mit den Backenzähnen - auch Reißzähne genannt -, reißt der Löwe die Fleischstücke aus seinem Oper heraus. Ein Löwe frisst somit seitlich, mit den Backenzähnen, welche jedoch nicht der Nahrungszerkleinerung dienen. Der Löwe schlingt die gerissenen Fleischbrocken unzerkaut hinunter. Die anfangs schneeweißen Zähne des Löwen werden im Alter immer brauner. An dieser natürlichen Zahnverfärbung lässt sich das Alter eines Löwen bestimmen.
Löwen
haben ihre Beißkraft gut unter Kontrolle. Um zu töten
wird kräftig zugebissen, tragen Löwinnen ihren Nachwuchs
im Maul, ist die Beißkraft sehr behutsam.
Die Zunge des
Löwen hat eine raue Oberfläche, hervorgerufen durch kleine
Haken die nach hinten, Richtung Rachen, geneigt sind. Diese kleinen
Haken bedecken ungefähr das erste Drittel der Zunge. Die raue
Zunge ist dem Abschaben von Fleischresten an den Beuteknochen
dienlich und eignet sich auch hervorragend zur Fellpflege, zum
abkämmen loser Haare. Ebenfalls auf der Zunge, vorne und
seitlich, sitzen die Geschmackspapillen. Der Löwe schmeckt
sauer, bitter und salzig. Zum Wassertrinken rollte der Löwe
seine Zungenspitze leicht zusammen und löffelt die Flüssigkeit
in sein Maul.
Der Löwe hat kräftige Pfoten. Unter jeder Pfote befinden sich 4 Zehenballen, 1 Pfotenballen sowie etwas höher angesetzt 1 Karpalballen. Wie alle Raubkatzen ist auch der Löwe ein Zehengänger, der sich somit nicht auf der ganzen Pfote fortbewegt. Dieses garantiert der großen Katze ein leises, unbemerktes Anschleichen an die Beute. An jedem vorderen Zehenglied sitzt eine einziehbare Kralle. Seine Krallen benötigt der Löwe zum klettern, zum festhalten der Beute und zum laufen. In den Vorderpfoten hat der Löwe 5 ausfahrbare scharfe Krallen, in den Hinterläufen nur 4 aus- und einziehbare Krallen. Die 5. Kralle - Daumenkralle - an der Vorderpfote wird zum festhalten der Beute benutzt.
Das Krallenwerkzeug der Raubkatzen ist ein Meisterwerk der Evolution. Die spitzen und messerscharfen Krallen sitzen eingezogen in lederartigen Hauttaschen, den so genannten Krallenscheiden. Gut geschützt können sich die Krallen beim Laufen nicht abnutzen. Die Krallen lassen sich jedoch blitzschnell ausfahren. Am vorderen Zehenglied sitzt ein elastisches Band, welches die Kralle in der Krallenscheide hält. Das Zehenglied ist wiederum durch eine Sehne mit der Beinmuskulatur verbunden. Ziehen die Beinmuskeln die Sehnen straff, strecken sich die Zehenglieder und fahren blitzschnell die scharfen Krallen aus.
Das Fell des Löwen ist sandfarben. Bei Neugeborenen Löwenbabys ist das sandfarbene Fell mit dunkleren Tupfen versehen, die jedoch nach ungefähr 8 Monaten mit dem Fellwechsel verschwinden. Bei den Löwinnen zieht sich vom Unterkiefer aus ein schmaler weißer Fellstreifen bis unter den Bauchbereich. Löwinnen sind Mähnenfrei. Löwen-Männchen haben eine dunkle lange Mähne, welche den Hals bedeckt, den seitlichen und hinteren Kopfbereich und sich über die Schultern bis zur Hälfte des Rückens hinzieht. Die Mähne ist bis zu 25 cm lang und mit 5 Jahren vollständig ausgebildet. Felllänge und Fellfarbe ändern sich nach dem 5. Lebensjahr nicht mehr.
Eine dunkle und lange Mähne weist einen hohen Testosteronspiegel auf, der eine gute Fortpflanzung garantiert. Aber auch das Klima hat einen Einfluss auf die Mähne. Löwen die in kühleren Gebieten leben, haben eine dichtere und längere Mähne. Kastriert man einen Löwen, fällt ihm die Mähne aus, da der Testosteronspiegel durch die Entfernung der Hoden sinkt. Bei einer Sterilisation hingegen fällt die Mähne nicht aus, da bei diesem Eingriff nur die Samenleiter durchtrennt werden. Das Fell des Löwen besteht aus einer dichten kurzen Unterwolle und längeren Deckhaaren. Auf dem Kopf, am Rücken und an den Beinen ist das Fell dicht und kurz, im Brust- und Bauchbereich länger und feiner.
Löwen gelten als wasserscheu. Die lange Mähne des Männchens würde sich beim Schwimmen mit Wasser voll saugen und Schwimmversuche erheblich erschweren. An der Schwanzspitze hat der Löwe ein schwarze buschige Quaste, die einen circa 0,6 bis 1,2 cm langen Hornstachel verbirgt. Dieser Hornstachel ist ein zurückgebildeter Wirbel. Ob im hohen Gras der afrikanischen Savannen oder in den indischen Bergwäldern, im Licht - und Schattenspiel seines Lebensraumes ist der Löwe optimal getarnt.
Das Fell des Löwen erneuert sich ständig. Abgestorbene Haare fallen aus, neue Haare sprießen nach. Die Haare wachsen aus Follikeln, die in der Lederhaut platziert sind. Neben den Follikeln sitzen die Talgdrüsen, welche einen ölhaltigen Schutzfilm für die oberste Hautschicht - die Hornschicht - und die Haare produzieren. Der Talg enthält zudem eine Substanz, welche durch Sonnenlicht in Vitamin D umgewandelt wird. Der Löwe schwitzt nicht am Körper, sondern nur unter den Pfoten.
Ist ihm zu heiß hechelt er bei weit geöffnetem Maul und leckt unter seinen Pfoten die Ballen ab, um durch deren Kühlung seine Körpertemperatur zu regulieren.Ausgiebige Fellpflege ist dem Löwen nicht so wichtig. Die Körperreinigung bei Familie Löwe beschränkt sich meistens nur auf das Gesicht. Die raue Zunge eignet sich dabei vorzüglich als Kamm. Der Löwe benässt die Innenseite der Vorderpfote, durch mehrmaliges Ablecken, mit Speichel. Die feuchte Pfote wischt über Augen, Nase und Ohren, wobei die Pfote zwischendurch immer wieder neu mit Speichel benässt wird. Diese Prozedur wiederholt sich so lange, bis die Raubkatze ihr Gesicht als sauber empfindet. Es folgt ab und zu mal eine Reinigung des Körpers, sollte dieser stark mir Sand verschmutzt sein.
Dank einer biegsamen Wirbelsäule kann die Löwenzunge fast jede Körperstelle erreichen, um das Fell von Schmutz, Staub und Parasiten zu befreien. Die beim Putzen verschluckten Haare werden von Zeit zu Zeit als Wulst wieder ausgewürgt. Um die verschluckten Haare zu binden, fressen Raubkatzen Gras. Verkrusteter Schmutz unter den Pfoten und zwischen den Zehen wird mit Hilfe der Zähne entfernt.
Löwen
kommunizieren zum einen mit dem Schwanz und zum anderen durch Laute.
Schlägt ein Löwe im Liegen den Schwanz peitschenartig hin
und her, ist er aufgeregt und jederzeit bereit, zum Angriff oder zur
Abwehr aufzuspringen. Ein erhobener Schwanz deutet auf
Ausgeglichenheit und Freude des Tieres hin. Ein eingezogener Schwanz
und angelegte Ohren zeigen die Angst eines Tieres an. Den Jungtieren
dient der Schwanz der Erwachsenen als Spielutensil.
Mindestens
9 Brülllaute des Löwen sind bekannt. Innerhalb des Rudels
verständigen sich Löwen durch leise Brüll - oder
Schnauflaute. Leise Brülllaute hört man, wenn Löwinnen
nach ihrem Nachwuchs rufen.
Schnauflaute, ein so genanntes Prusten, legen Löwen zur Begrüßung von Rudelmitgliedern an den Tag. Wesentlich lauter hallt das Brüllen eines Männchens durch die Savanne, wenn er sein Revier verteidigt und anderen Löwen durch sein lautes Gebrüll zu verstehen gibt, das dieses Gebiet bereits von ihm besetzt ist. Löwenmännchen auf der Suche nach einem Rudel brüllen besonders laut, in der Hoffnung dadurch einige Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Löwenmännchen sind beim Brüllen sehr ausdauernd.
Bis zu 60 Minuten brüllen die Raubkatzen in kurzen Abständen um sich mitzuteilen. Das Brüllen eines Löwen kann von anderen Löwen noch in circa 8 bis 10 km Entfernung gehört werden. Männchen können erst ab dem 2. Lebensjahr brüllen. Um Brüllen zu können, aktiviert der Löwe seinen Kehlkopf. Der Kehlkopf des Löwen sitzt weit unten am Hals, direkt unter der Haut. Die Muskeln, welche den Kehlkopf bewegen reichen bis zur Mitte des Brustkorbs. Wenn der Löwe seinen Kopf hebt, wird der Kehlkopf durch die Muskeln in Richtung des Brustbeins gezogen. Dadurch vergrößert sich der Abstand zwischen Stimmbänder und Maul, der Löwe beginnt zu brüllen.