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JULIEN SPRUNGER


Neben dem Eis lässt sich Julien Sprunger kaum in ein Schema pressen: Er mag Yoga und Massanzüge, hat ein Flair für Alternativmedizin und Uhren. Der 27-Jährige schaut drei Tage pro Woche zu seinem 2-jährigen Sohn Louis, teilt sich mit dessen Mutter Elsa – das Paar trennte sich im Sommer – das Sorgerecht.

Auf dem Eis hingegen ist die Zuordnung simpel: Julien Sprunger ist Gottéron. Kein Spieler der aktuellen Equipe verkörpert den Verein besser als er. Sprunger durchlief sämtliche Nachwuchsstufen, debütierte 2003 in der ersten Mannschaft. Ein Jahr später wurde er von Minnesota gedraftet (4.Runde). In der Folge mehrten sich die Lockrufe aus Übersee, Zürich, Bern – doch Sprunger liess sich nicht locken. Es passt deshalb, gilt doch Ruedi Raemy als einer der wichtigsten Förderer des Stürmers. Raemy war Mitglied des Freiburger Aufstiegsteams 1980, Sprungers Juniorentrainer und hat in seiner Karriere nie für einen anderen Klub gespielt als Gottéron. Vor zwei Wochen sagte Sprunger, es gebe bloss einen Grund, der ihn zu einem Wechsel bewegen könnte: «Ich will meine Karriere nicht beenden, ohne einen Titel gewonnen zu haben.»

Spektakulär und fragil

Will Gottéron endlich zum grossen Sprung ansetzen und den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte holen, braucht es den grossen, den besten Sprunger. Der 27-Jährige verinnerlicht in seinem Spiel die Eigenschaften des Vereins: offensiv, spektakulär, aber eben auch: fragil. In manchen Playoff-Serien waren die Freiburger spielerisch besser, scheiterten aber am physischen Widerstand des Gegners. Auch deshalb holte Trainer Hans Kossmann im letzten Frühling mit Joel Kwiatkowski und Sebastian Schilt zwei Verteidiger mit Einschüchterungspotenzial. Nach der ersten Finalpartie goss der Trainer selbst Wasser auf die Klischeemühlen, indem er sagte, seiner Mannschaft habe es an der nötigen Aggressivität gefehlt. «Im zweiten Match waren wir im physischen Bereich deutlich besser und haben dennoch kaum Strafen kassiert», sagt Sprunger. Natürlich weiss auch er um die Vorurteile, welche sich im wenig schmeichelhaften Begriff des Schönwetterhockeys vereinen – der Stürmer sagt: «Wer die Qualifikation gewinnt und im Playoff-Final steht, hat dies kaum nur mit spielerischen Mitteln erreicht.»

Sprunger ist überzeugt, dass die Freiburger heute zu Hause die Wende zum aus ihrer Optik Guten herbeiführen werden. «Der SC Bern ist nicht besser, als wir es sind. Ein guter Start, ein Führungstor, dann kippt die Serie», sagt Sprunger. «Und dass man in Bern gewinnen kann, haben zuletzt Servette und Zug bewiesen.» Er und seine Mitspieler müssten für viel Verkehr vor dem Berner Tor sorgen, «wenn Goalie Marco Bührer die Scheibe nicht sieht, wird er etwas nervös. In Spiel zwei gab er uns auf diese Weise ein paar komische Rebound-Möglichkeiten.»

«Den Druck positiv nutzen»

Als Kind des Vereins, der Stadt und des Kantons spürt der gross gewachsene Stürmer (194 cm) die hohen Erwartungen – und vor allem die Sehnsucht nach der ersten Meisterschaft. Das Thema Gottéron ist allgegenwärtig. Vor der Finalserie erwähnte Sprunger, er verspüre keinen Druck, sondern einzig Vorfreude. Mittlerweile aber sagt er: «Es ist nicht einfach. Entweder sind wir auf der Eisbahn oder zu Hause – in dieser Playoff-Welt sollten wir bleiben.» Die Spieler fühlten, dass der Final für die Freiburger sehr wichtig sei, «wir wollen etwas zurückgeben. Es gilt den Druck positiv zu nutzen.» Er selbst müsse mit Toren und Einsatz als gutes Beispiel vorangehen. «Dieser erste Titel wäre eine grosse Erlösung für Gottéron und ganz Freiburg» – und für denjenigen, der den Verein wie kaum ein anderer verkörpert.



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