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INTERVIEW






 Welche Zeit gefällt dir besser? Die Phasen in der Öffentlichkeit oder die Zeit, in der es ruhiger ist?
Mia Aegerter: Es ist schon schön, wenn man das Produkt fertig hat und es auch präsentieren kann. Vor allem auch wegen den Live-Gigs, wo man wieder in Kontakt mit dem Publikum und den Fans kommt. Aber ich fühle mich schon am wohlsten, wenn ich zurückgezogen Texte schreiben kann. Bei der Schauspielerei ist es ebenfalls so: dort macht mir die Arbeit und Entwicklung an meinen Rollenprofilen sehr viel Spass.
hitparade.ch: Hast du schon öfters solche spontane Entscheide mitten in der Nacht getroffen?
Mia Aegerter: Vielleicht nicht mitten in der Nacht aber es passiert schon, dass mir eine Stimme sagt "Hey du musst das anders machen". Es ist gut, wenn man auf seinen Bauch hört, denn er hat meistens recht.

 Hat das Album deswegen den Titel "Chopf oder Buuch" bekommen? Oder stand der Titel schon vorher fest?
Mia Aegerter: Auf dem Album hat es einen Song, der "Chopf oder Buuch" heisst. In diesem Song geht es darum, dass man sich für eine Beziehung entscheidet mit dem Risiko, dass man vielleicht eine Freundschaft verliert. So erging es auch mir am Anfang meiner Beziehung, ich wollte Arbeit und Privatleben nicht vermischen. Das ist ein Entscheid nach dem Motto "Chopf oder Buuch". Der Bauch will, aber der Kopf ist vernünftig und sagt nein. Den Titel fand ich dann auch passend fürs Album, weil ich oft denke "Eigentlich möchte ich, aber eigentlich sollte ich nicht". Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Waage bin und mich schlecht entscheiden kann.

 Nach zwei Alben, die beide Songs in Mundart und Englisch enthielten und deren Album-Titel auch zweisprachig waren, besteht dieses Album bis auf eine Ausnahme nur noch aus Mundart-Songs. Eine Kopf- oder Bauchentscheidung?
Mia Aegerter: Das war ein Bauchentscheid. Ich wollte einfach ein rundes Album, auf dem ich mich auch in meinen Texten weiter entwickeln konnte. Ich finde das Album ist runder dadurch und nicht so zerrissen.

 Die Single des letzten Albums "Meischterwärk" wurde ja von den Radiostationen nicht gespielt. Die neue Single "Land in Sicht" hat's hingegen schon bei verschiedenen Schweizer Radiostationen auf die Playlist geschafft. Hast du die neue Single bewusst radiotauglicher gestaltet?
Mia Aegerter: Ich denke, das letzte Album war insgesamt experimenteller und rockiger. Das passte zu meinem damaligen Lebensabschnitt. Die neue Platte ist es vom ganzen Konzept her leichter, was natürlich ein Vorteil bei den Radiostationen ist. Es ist in der Schweiz unglaublich wichtig, dass die Radios die Musik auch spielen. Ich würde aber nicht so weit gehen, dass ich mich ins Studio setzen würde mit der festen Absicht "So, jetzt mache ich einen radiotauglichen Song". Das würde wahrscheinlich schlecht rauskommen.

Deine letztes Album erschien bei Sony BMG, jetzt bist du bei TBA, einem kleinerem Label. Gibt es da Unterschiede? Hast du mehr Freiheiten jetzt?
Mia Aegerter: Ich hatte bereits bei Sony BMG ziemlich viele Freiheiten. Ich durfte stets die Musik machen, die ich wollte. Den Vorteil, den ich bei einem kleineren Independent-Label sehe, ist die grössere Beweglichkeit. Eine Major-Company habe ich immer als grossen Apparat empfunden, wo man bei grossen Entscheidungen zuerst nach England oder Amerika anrufen muss. Dementsprechend haben sich die Majors schwerfällig auf die neue Marktsituation einstellen können. Zudem ist das neue Team hier viel jünger. Wir sind die gleiche Generation.

Dein letztes Album "Mänsche und Monschter" konnte punkto Hitparadenerfolg nicht an das Debütalbum anschliessen. Was sind deine Erwartungen dieses Mal?
Natürlich erhofft man sich, dass ein Album Anerkennung findet. Ich wünsche mir schon, dass es sich positioniert. Aber ich versuche, mich nicht unter Druck zu setzen. Mir ist es in erster Linie wichtig, langfristig als Künstlerin arbeiten zu können.

 Welchen Stellenwert nimmt die neue Platte im Vergleich mit Deinen ersten beiden Alben ein?
Ich bin auf keines so stolz wie auf dieses. Es ist ein sehr charmantes Album - auch weil die Zusammenarbeit im Team super war. Das Album steht für die ganze Arbeit, die wir investiert haben. Julian und ich haben das ohne jegliche Unterstützung und ohne Label gemacht. Wir haben uns da gegenseitig motiviert und daran geschrieben.
 Im Frühling sieht man dich in einem Kinofilm. Was steht denn sonst noch auf deiner Agenda? Ist eine Tour geplant?
Mia Aegerter: Der Film ist schon gedreht. Er kommt im Frühling in die deutschen Kinos. Es ist eine Nebenrolle in einem spannendem Mystic-Thriller. Im April wird es eine Tour geben. Die Daten sind bald auf meiner Website zu finden. Jetzt bringe ich vor allem einmal die Geburt meiner CD über die Bühne (lacht). Auf der Tour wird wie letztes Mal meine Band dabei sein. Live wird es dann erfahrungsgemäss ein wenig rockiger.
 Die neue Staffel von MusicStar startet ja ziemlich zur selben Zeit wie dein Album in den CD-Shops landet. Wärst Du parat gewesen, auch bei der neuen Staffel als Jurymitglied in den Ring zu steigen?
Mia Aegerter: Nein, ich würde es nicht mehr machen. Die Erfahrungen habe ich gesammelt, ich muss das nicht mehr machen. Es hat mich ziemlich gestört, dass sich der Fokus von meiner eigentlichen Arbeit als Musikerin und Schauspielerin damals entfernte.

 Wirst Du die neue Staffel ebenfalls wieder verfolgen?
Mia Aegerter: Ich weiss noch nicht, ob ich ab und zu reinzappe. Ich bin nicht so süchtig nach Casting-Sendungen. Ich schaue lieber amerikanische Serien.